Photographer at Port Charcot (Antarctic Peninsula)

Fototipps

In den Polargebieten werden Sie atemberaubende Landschaften und eine Vielzahl wildlebender Tiere vor die Linse bekommen – und Sie werden den Impuls verspüren, jedes Detail mit Ihrer Kamera zu dokumentieren. Doch: Erleben Sie jeden Ort mit Ihren Augen und mit Ihrem Herz, bevor Sie ihn durch die Linse Ihrer Kamera anschauen. Nur so gelingen Bilder, die Sie und andere Betrachter:innen wirklich berühren. Seien Sie sich ausserdem bewusst, dass ein Foto nicht alles akkurat einfangen kann. Legen Sie die Kamera auch mal beiseite. Geniessen Sie die überwältigenden Eindrücke, lassen Sie sie einsinken in Ihren Erinnerungsschatz.

Bildgestaltung

Fotografieren auf Reisen und in der Natur ist eine Kunst, die viel Geduld und auch eine Portion Glück erfordert. Daneben sind es hauptsächlich ästhetische Entscheidungen, die ein «gutes» Foto ausmachen, und das Equipment ist zweitrangig. Nehmen Sie nur mit, was Sie unbedingt benötigen, und machen Sie sich bereits vor der Reise mit Ihrer Ausrüstung vertraut: Mit einem soliden Grundwissen über die Möglichkeiten Ihrer Kamera beherrschen Sie die Technik – und nicht umgekehrt. So bleibt Ihnen mehr Zeit, um Ihre Aufnahmen bewusst zu gestalten.

Erleben Sie jeden Ort mit Ihren Augen und mit Ihrem Herz, bevor Sie ihn durch die Linse Ihrer Kamera anschauen.

Kamera

Es gibt exzellente Kompaktkameras mit Zoomobjektiven, die die ganze Skala vom Weitwinkel- bis zum Telebereich abdecken. Wenn Ihnen qualitative Hochwertigkeit (Auflösung, Bildschärfe usw.) wichtig ist, kommen Sie aber um eine Systemkamera (spiegellos oder DSLR). Für welche Kamera-Art Sie sich auch immer entscheiden – ziehen Sie für den Fall der Fälle in Betracht, auch ein Ersatzgerät einzupacken.

A visior photographs a «Penguin Highway» at Neko Harbour (Antarctic Penisnula)

Objektive (mit Streulichtblende)

Falls Sie eine Systemkamera verwenden, nehmen Sie auf jeden Fall ein Standard-Objektiv mit variabler Brennweite (z. B. 18–70mm, 24–85mm, oder 24–105mm) mit, so müssen Sie unterwegs das Objektiv nicht ständig wechseln. In den Polarregionen werden Sie bisweilen auf gewaltige Weiten treffen, darum ist es empfehlenswert, wenn Ihr Standard-Objektiv auch einen gewissen Weitwinkelbereich abdeckt.

Insbesondere für Tierfotos bietet sich ein zusätzliches Tele-Zoomobjektiv mit einem Brennweitenbereich von beispielsweise 70–200mm oder 70–300mm an, idealerweise kombiniert mit einem Bildstabilisator. Objektive mit Brennweiten, die grösser als 300mm sind, kommen selten zum Einsatz. Einzig für gewisse Begegnungen mit Eisbären oder Walen machen sie Sinn, sind aber nicht zwingend. Ein Konverter kann eine gute Alternative zu einer >200mm-Linse sein. Für Polarlichtaufnahmen empfehle ich ein Weitwinkel-Objektiv mit hoher Lichtstärke (im Idealfall f1.4 oder f2.8).

Eine speziell für das betreffende Objetiv gefertigte Streulichtblende (=Sonnenblende/Gegenlichtblende)ist ein Must. Sie verhindert, dass seitlich einfallendes Licht an der Linse oder an Fassungsteilen reflektiert wird – was zu einer Beeinträchtigung des Bildes führt. Die Streulichtblende bietet ausserdem einen gewissen Schutz der Frontlinse, beispielsweise bei Regen, Gischt oder gegen leichte Stösse. Es spricht, ausser bei Aufnahmen mit dem eingebauten oder aufgestecktem Blitz, auch nichts dagegen, die Streulichtblende ständig auf dem Objektiv zu belassen.

Falls Sie keine Vollbildkamera nutzen, müssen Sie die Objektiv-Brennweite mit dem so genannten Crop-Faktor Faktor multiplizieren. Je nach Kameramodell beträgt dieser 1.3 bis 1.6. Das heisst, bei einem Crop-Faktor von 1.6 entspricht ein 300mm-Objektiv einem 480mm-Objektiv usw. Ist der Crop-Faktor bei Teleobjektiven meist von Vorteil, weil die Brennweite erhöht wird, kann er bei Weitwinkelobjektiven als nachteilig empfunden werden: Ein 24mm-Objektiv etwa entspricht bei einem Crop-Faktor von 1.6 einem 38mm-Objektiv – was nicht mehr besonders weitwinklig ist. Wenn Sie sich also ein Weitwinkelobjektiv anschaffen möchten, sollten Sie den Crop-Faktor unbedingt miteinbeziehen und ein möglichst weitwinkliges Objektiv (z. B. 17mm) wählen.

Stativ

Durch den Einsatz eines Stativs erreichen Sie bei Ihren Fotos die höchstmögliche Schärfe. Stative haben jedoch den Nachteil, dass sie etwas umständlich zu transportieren und zeitintensiv zu bedienen sind. Es ist Ihre Entscheidung, ob Sie diese Mühen auf sich nehmen möchten oder nicht. Einzig für Polarlicht-Aufnahmen ist ein Stativ unerlässlich.

Visiting photographers (Antarctic Penisnula)

Filter

Ich persönlich bin kein Fan von Filtern. Oft wird geraten, einen UV-Filter zum Schutz der Linsen zu verwenden. Die Streulichtblende tut diesen Dienst jedoch auch. Sollten Sie sich für einen UV-Filter entscheiden, schaffen Sie sich unbedingt eine hochwertige Lösung an, denn Billig-Filter können sich negativ auf die Bildqualität auswirken. Ein Polarisationsfilter kann in gewissen Situationen hilfreich sein: Es lassen sich in einem Bildausschnitt Spiegelungen vermeiden und/oder Farben sowie Kontraste verstärken. Es braucht jedoch viel Übung, um einen Polarisationsfilter richtig zu bedienen und nicht das gesamte Bild zu beeinträchtigen.

Batterien

Nehmen Sie Ersatzbatterien mit. Unter Umständen sind dort, wo Sie hinreisen, keine Batterien erhältlich! Falls Sie wiederaufladbare Batterien benutzen, die bereits einige Jahre alt sind, empfehle ich Ihnen, neue anzuschaffen, da diese schneller geladen sind und länger halten – gerade auch in der Kälte.

Speichermedien

Sie werden hunderte, wenn nicht tausende von Fotos schiessen – auf alle Fälle mehr, als Sie denken! Packen Sie deshalb genügend Speicherkarten ein, denn wie Batterien sind auch Speicherkarten vor Ort meistens nicht erhältlich. Ich empfehle Ihnen ausserdem, einen Foto-Tank (Harddisk mit integriertem Card Reader) oder einen Laptop mitzunehmen. So können Sie Sicherungskopien Ihrer Fotos anlegen, und ein Laptop ermöglicht zudem gleich ein erstes Aussortieren.

Transport

Eines wird Ihre Reise in die Polargebiete sicher nicht sein: technikfreundlich. Transportieren Sie Ihr Equipment deshalb in einer gepolsterten und wasserabweisenden oder gar wasserdichten Traglösung.

Verwenden Sie bitte keinesfalls Plastiksäcke, denn diese fliegen bei einem Windstoss leicht davon und können im fragilen Ökosystem der Polargebiete erheblichen Schaden anrichten.

Visitors photograph a Polar Bear (Spitsbergen)

Kälte

Die meisten Reisen in die Polargebiete finden im Sommer statt. Typischerweise bewegen sich die Temperaturen zu dieser Zeit in der Arktis – je nach nördlicher Breite – um 0 bis 10°C und auf der Antarktischen Halbinsel um den Gefrierpunkt. Sowohl in der Arktis als auch in der Antarktis begegnet man im Sommer bei schlechten Wind- und Wetterbedingungen vereinzelt Temperaturen von bis zu -10°C. Damit hat Ihre Kamera keine Mühe (selbst wenn in der Bedienungsanleitung ein einwandfreies Funktionieren nur bei 0–40°C garantiert wird).

Bereisen Sie die Arktis im Winter, liegen die Temperaturen um -20 bis -30°C (manchmal sogar darunter), und es können spezielle Vorkehrungen nötig sein. Die Kälte beeinträchtigt insbesondere die Akkus/Batterien. Tragen Sie deshalb mehrere Akkus/Ersatzbatterien in Ihrer Jackeninnentasche mit, so dass Sie Akkus/Batterien, die aufgrund der niedrigen Temperaturen nicht mehr funktionieren, sofort ersetzen können. Akkus/Batterien, die durch grosse Kälte ihren Geist aufgegeben haben, werden an der Wärme übrigens wieder funktionstüchtig.

Begegnungen

Ihr Expeditionsteam wird Sie vor Ihrem ersten Landgang über einige Regeln informieren, deren Einhaltung einem nachhaltigen Tourismus dient und somit unerlässlich ist. Unter anderem werden Sie gebeten, sich Tieren nur bis zu einem gewissen Punkt zu nähern, um Ihr Gegenüber – und auch sich selber – nicht in eine Stressituation zu bringen. Aber insbesondere Pinguine watscheln bald einmal direkt auf Sie zu, um vorstellig zu werden. In diesem Fall brauchen Sie sich nicht zu entfernen, sondern dürfen diese einzigartige Begegnung in vollen Zügen geniessen.

Visitor at a King Penguin colony (South Georgia)

Versicherung

Wenn Sie mit viel Ausrüstung reisen, lohnt sich der Abschluss einer speziellen Versicherung. Ihre Hausratsversicherung deckt in der Regel nur Diebstahl und mit einer begrenzten Schadenssumme.

Ich versichere meine Ausrüstung bei LINGS - ohne Selbstbehalt und Fixvertrag. Neben Diebstahl wird auch Zerstörung, Beschädigung und Verlust gedeckt.

Wieder zuhause: Ihre Fotos präsentieren

Machen Sie etwas aus den vielen Fotos, die Sie von Ihrer unvergesslichen Reise mit nach Hause gebracht haben! Stellen Sie für Ihre Freund:innen oder einen grösseren Interessiertenkreis einen Vortrag oder eine mit Musik unterlegte Diaschau zusammen. Wichtig ist dabei, dass Sie nicht zu viele Bilder zeigen (Richtgrösse Vortrag: 40 bis 60 Bilder für eine ca. 45-minütige Präsentation; Diaschau: 100 bis 150 Bilder, jeweils 6 Sekunden stehen lassen). Ein Fotobuch ist eine weitere schöne Option. Vielleicht möchten Sie aber auch das eine oder andere Bild bei Ihnen zuhause aufhängen oder eine kleine Ausstellung organisieren ...

Hinweis zum Einsatz von Drohnen

Für Tourist:nnen, die mit Veranstaltern reisen, welche der AECO (Arktis) bzw. der IAATO (Antarktis) angeschlossen sind, ist der Einsatz von Drohnen nicht erlaubt. Nur in ganz speziellen Fällen werden Ausnahmegenehmigungen erteilt.